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10. Februar 2014

Shanti Bhavan, Haven of Peace - Meine Erfahrungen als Freiwillige

Indien, Baliganapalli, Shanti Bhavan Residential School.

Auf dem Land im Süden Indiens befindet sich das abgeschiedene Gelände Shanti Bhavans, das selbst als ein eigenes Land für sich erscheint.

Schon alleine das Konzept der Schule ist einzig: Beendigung der Armut durch Bildung der untersten Kaste der indischen Gesellschaft, den „Untouchables“ (Unberührbaren).

Doch darüber hinaus ist es der Geist dieser Schule der mich faszinerte.

Dort zu leben ist, wie ein Teil einer großen Familie zu sein.

Durchschreitet man die Tore von Shanti Bhavan wird man bald erfasst von einem Gefühl der Gemeinschaft. Kinder und Jugendliche strömen neugierig um den fremden Besuch. Offen und unverzagt stellen sie Fragen wahren Interesses.

Oft habe ich mich gefragt: wann ist es mir einmal passiert, dass ich mich in einer Gruppe von mehr als 200 Kindern und Jugendlichen befand und nach drei Monaten nicht einen von ihnen als unfreundlich oder unhöflich empfand?

Ich habe nicht geglaubt, dass dies überhaupt möglich ist.

Ich arbeitete 2013 vom September bis Mitte Dezember als Freiwillige in der Schule.

Meine Aufgabe dort war das Unterrichten. Als Volunteer wirkt man unterstützend für die indischen Lehrer und hilft aus, wo man gerade gebraucht wird.

Da die Volunteers aus aller Welt zu unterschiedlichen Zeiten kommen und ihre Talente und ihr Wissen teilen, muss auch ein Ersatz gefunden werden, wenn diese wieder gehen.

So übernimmt ein „neuer“ Volunteer Klassen der „alten“ Volunteers je nach Ausbildung und persönlicher Neigung zu den Fächern.

Ich habe beispielsweise jeweils zeitweise Politik, Geschichte, Erdkunde, Tanzen, Theater und Computer unterrichtet, in den Klassen 3, 5, 6, 7, 9 und 10.

Mein Stundenplan hat sich verändert, wenn neue Volunteers dazugekommen sind, die dann manche meiner Stunden übernommen haben.

Das Unterrichten der Schüler war für mich selbst sehr lehrreich.

Zum Einen, aus sprachlichen Gründen, zum Anderen, da wir gemeinsam den Stoff verinnerlicht haben.

Am Meisten begeisterte es mich außerschulischen Aktivitäten zu organisieren, wie z.B. Tanzaufführungen und Vorsingen meiner Dritt- und Erstklässler vor versammelter Schule.

Wir Volunteers versuchten auch so ein wenig Spannung in den Schulalltag zu bringen, in dem wir ein großes Basketballspiel, Halloween, Tänze, Theater, Filmnächte, Workshops, etc. organisierten.

Es hat mich immer wieder erstaunt, wie engagiert die Schüler sind. Jede freie Minute wird genutzt um Fussball, Basketball, Geige, Schlagzeug, Klavier, Gitarre oder andere Spiele zu spielen, zu tanzen oder im Chor zu singen.

Und sie sind gut, sehr gut.

All das neben dem dort langen und auch hartem Schulalltag, der ein sehr hohes Maß an Disziplin, Ausdauer und Energie verlangt.

Die Verantwortung, die die Älteren im Gemeinschaftsleben, als Führungsrollen und Miterzieher der jüngeren Kinder übernehmen ist unglaublich.

Alle helfen mit den Schulalltag, Abläufe und Versammlungen zu organisieren. Dies ist auch mit Grund für die Stärke, Selbstsicherheit und den Zusammenhalt der Schüler untereinander.

Jeden dort, den ich gefragt habe sagt, er freue sich sehr nach Hause zu gehen, aber er freue sich fast noch mehr wieder zurück nach Shanti Bhavan zu kommen, denn auch Shanti Bhavan ist Zuhause.

Die ansteckende Lebensfreude dieser Kinder, die Sicherheit und Geborgenheit die ich erleben durfte, die Schönheit und Gepflegtheit des Schulgeländes, all das macht Shanti Bhavan aus.

Wenn ich daran denke habe ich Heimweh, denn Shanti Bhavan ist auch mein Zuhause geworden.

Es ist schön und es hat mich sehr berührt, als ein Mädchen beim Abschied gesagt hat:

„You are now part of the Shanti Bhavan family“.

Ich liebe diese Kinder und ich wünsche mir von ganzem Herzen für sie, dass sie all ihre hohen Ziele verwirklichen können.